Moin,
ich habe den Balkon bepflanzt. Drei große Kästen sind gefüllt mit bunten Blumen und duftenden Kräutern. Die Minze lässt mich von Marokko träumen und der Lavendel erinnert mich an einen Geruch von früher, als ich noch ein kleines Kind war.
Und auch ich fühle mich wie eine Pflanze, wie ein Baum der aus einem Topf ausgepflanzt wurde in die satte und weite Erde der Möglichkeiten und Visionen. Seit einem Jahr wachse ich nun schon in dieser Freiheit, auf neuem Grund. Und ich schaue den Baum an und denke: da er ja nun mehr Platz hat, sollte er da nicht wachsen? Aber es scheint nicht viel zu passieren. Warum wachse ich bloß nicht, ich arbeit doch so hart daran?
Und dann habe ich es gespürt, ganz zart nur, am Rande meines Bewusstseins. Ein Ziehen und Wachsen, ein Strecken und Recken. Meine Wurzeln graben sich in den freien Raum, in die Tiefe und zu allen Seiten hin. Bilden ein Gitter, eine unterirdische Landkarte der Stärke und des Wachstums. Nicht sichtbar von außen, kaum spürbar von innen und doch … sie wachsen ganz eindeutig. Stück für Stück. Und manchmal spüre ich, dass es eine Richtung gibt. Manchmal verspüre ich den inneren Frieden alles so sein zu lassen und anzunehmen wie es ist. Und dann wieder gibt es Zeiten der Frustration und Zweifel.
Hier also liegt die Herausforderung: meinen Wurzeln die Zeit zu lassen zu wachsen.
Denn, wenn seine Wurzeln stark und tief sind, stell Dir vor wie groß und schön der Baum wachsen kann. Kein Sturm kann ihn knicken, keine Flut kann ihn fortreißen. Er spendet dem Wanderer Schatten und gibt den Vögeln ein Zuhause. Er gibt dem Hungrigen Früchte und singt sein endlos schönes Lied, wenn der Wind durch seine Blätter streicht.
Hab Geduld. Lass Deine Wurzeln wachsen als Basis für alles weitere Wachstum.
Einen sonnenbeschienenen Mai wünsche ich weiterhin,
Eure Gesa